1965 - 2015: 50 Jahre Damenriege

Zehn Damen starteten 1965 unter der Anleitung von Waltraud Niedermeier in Lückings Saal mit Gymnastik und schafften damit ein Novum im TuS Holzhausen/Porta: Die Damenriege war gegründet. Waltraud Niedermeier schlug den Damen, die im Sommer 1965 mit den Fußballern einen Zweitage-Ausflug an die Mosel gemacht haben, vor, einmal pro Woche selbst Gymnastik zu machen, weil sie selbst keine Lust mehr hatte, immer mit den Kindern zu Hause zu sitzen, wenn die Männer durch den Fußball unterwegs waren. Ihr Vorschlag, einmal in der Woche Gymnastik zu machen, wurde voller Begeisterung angenommen.

Als Übungsort stand eine neue Sporthalle in Aussicht, die 1967 fertig gestellt sein sollte. Auf der Suche nach einem geeigneten Raum für die Gymnastik wurde man in der Gaststätte Lücking fündig. Allerdings erst nach einer kleinen „Erpressung“: Da Waltraud Niedermeier, unterstützt von Ingrid Deckert, Hannelore Jendrny, Erna Hartmann, Inge Schinkel und Hannelore Schröder, bei Liesbeth Lücking, der Vereinslokalwirtin, auf Widerstand stieß, meinte Hannelore Schröder nach ein paar mehreren kleinen Körnern mit den Frauen und Liesbeth Lücking nur, dann müssten sie alle jetzt zur Gaststätte Maschmeyer gehen und dort anfragen. Das missfiel Liesbeth Lücking und gab doch ihre Zustimmung, auch wenn Tante Mariechen vorher noch bemerkte: „Ik glöbe, nun sind de Wieber in Holsen ganz varrückt wuan. Gamnastik bi us upen Saal givt et nich, dat kümpt nich in froage.“

Lückings stellten den Saal für montags ab 20 Uhr zur Verfügung und zum Ende des Jahres war die Gymnastikgruppe von zehn auf 45 Damen angewachsen. Geturnt wurde ohne Musik, Turngeräte waren Tische und Stühle. Nach einiger Zeit bekamen die Damen vom damaligen Vorsitzenden Werner Bulmahn ein Tonbandgerät geschenkt sowie einige Reifen, denn zu der Zeit war Hula-Hop modern. Hula-Hop stand dann auch auf dem Turnplan. Richtige Sportkleidung war auch noch nicht vorhanden: Die Damen erschienen zum Sport in Mutters Liebestöter mit Spitze, Farbe wein-rot. Diese waren aber sehr bequem, die Damen fühlten sich wohl und alle waren glücklich, dabei zu sein.

Zur ersten Weihnachtsfeier saßen die Damen, festlich gekleidet und mit Hut, mit 45 Turnerinnen bei Lückings im kleinen Saal. Zum Abendessen hatten wir Kartoffelsalat und Koteletts und 1 Glas Wein bestellt, welches damals DM 5,- kostete.

Das sich die Damenriege schnell integriert hatte und im Verein durch die Männer wahr genommen wurde, zeigte sich in den darauffolgenden Jahren. Erstmals traten die Damen 1966 zum Familienfest auf: Sechs Turnerinnen hatten mit Klapphose und Duschhaube einen flotten Tanz einstudiert, der für eine Riesenstimmung im Saal sorgte. Danach stand fest: Zu jedem Familienfest, Kompaniefest, zur Altenfeier, zum Sportfest und zum Ortsgemeinschaftsfest wurde etwas Neues einstudiert und für Stimmung gesorgt.

1966 startete die erste Busreise der Damenriege. Willy Johanning fuhr mit den Damen in den Harz. Jeder hatte sein Butterbrot in der Tasche, aber auch etwas zum Trinken. So bescheiden diese erste Busfahrt war, waren die anschließenden nicht mehr. Auf jeder Fahrt wurde das Frühstück reichhaltiger und die Getränke änderten sich. Die Damenriege tourte quer durch Deutschland. Von Nord nach Süd, von Ost nach West und jeder Abschluss wurde ein Fest, nach dem meist nichts Gutes im Dorf berichtet wurde. Aber das Sport auch Fröhlichkeit, Geselligkeit, viel Spaß, Gesang und gute Laune bietet, konnten die zuhause gebliebenen Kritiker ja nicht wissen.

„Einmal im Jahr fahren wir in die Ferne.
Das haben unsere Männer ja gar nicht so gerne.
Die bleiben zuhause bei Oma und Kind
und wissen jetzt erst mal, was für Perlen wir sind.
30 Flaschen mitgenommen fängt für uns der Ausflug an
kommen wir abends dann nach Hause sieht man uns das gar nicht an.“

1967 war die Sporthalle fertig und konnte zum Training genutzt werden. Jeden Montag von 20 bis 22 Uhr erschienen ca. 80-90 Damen zum Sport. Nach zwei Jahren bei Lückings viel der Abschied schon schwer, denn nach den Turnstunden saßen die Damen oft in froher Runde zusammen, und wurde es mal später, dann nahmen einige Turnerinnen eine Portion Pommes rot-weiß für ihre Männer mit nach Hause, damit der Haussegen nicht schief hing.

Die Damen engagieren sich auch im sozialen Bereich. So erschienen nach der Aufführung des Sketches „Die schwierige Operation“ (Inszenierung Isolde Ibrügger) beim Familienfest 1973 Wum mit Gitarre (Waltraud Niedermeier) und Wendelin (Waltraud Nestler) mit Mittelscheitel und Hochwasser. Beide sammelten anschließend für die Aktion Sorgenkind DM 400,- ein. Mit einem Bild von Wum und Wendelin wurde die Aktion lobend im Mindener Tageblatt erwähnt.

Auch die Jubiläen der Damenriege wurden zünftig gefeiert. 1975 das 10jährige Bestehen, 1980 das 15jährige. Diesen 5-Jahres-Rhythmus behalten die Damen von heute immer noch bei.

1980 erklärte sich Marianne Kehrt bereit, mit den jüngeren Frauen eine neue Gruppe zu bilden. Es war für die Damen und den Verein zum Vorteil, denn immer mehr Frauen aus Holzhausen hatten Spaß an der Bewegung.

1986 kam es zu einer Aufteilung. Die älteren Turnerinnen wollten nur noch alle 14 Tage turnen. So entstand unter der Leitung von Isolde Ibrügger und Hannelore Schröder die Gruppe „Spätlese“, die bis heute alle 14 Tage am Montag im Sportheim Holzhausen turnt. Nachdem Isolde Ibrügger im Jahre 2000 die sportliche Leitung aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste, übernahm Erika Storm den Posten der Übungsleiterin. Unter der Leitung von Erika Storm wird eine Stunde bei absoluter Konzentration und Stille altersgerecht geturnt. Die Damen sind aktuell zwischen 70 und 86 Jahre alt .

Zum heutigen Zeitpunkt sind alle 14 Tage ca. 24 Turnerinnen im Sportheim, und jeden Montag ca. 16 Turnerinnen in der Halle. Die Vorturnerin in der Halle ist Brigitte Vogt.

Durch die Mitgliedschaft im TuS Holzhausen/Porta haben die Damen in den letzten 50 Jahren viel Spaß und Freude gehabt und die wöchentlichen Gymnastikstunden haben uns körperlich fit gehalten. Und das schöne daran: Jede Dame, die Interesse hat, kann jederzeit bei den Damen ins Training einsteigen.

1965 wurde die Damenriege eine tolle Truppe, 1990 war sie eine tolle Truppe und 2015 ist sie immer noch eine tolle Truppe. All das im Gedenken an Waltraud Niedermeier, ohne die die Damenriege des TuS nie entstanden wäre.

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